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Über Täuschungen: Wann ist eine Blindschleiche eine Blindschleiche?

über Täuschung

Diese Geschichte handelt von den Täuschungen im Leben. Ausgelöst wurde dieser Gedankengang auf einem Nachtspaziergang.

Die Blindschleiche

Ein heisser Sommertag geht zu Ende. Es ist kurz vor 23 Uhr. Ich laufe nach Hause und vor mir eine Frau in den 50ern. Plötzlich bleibt, sie stehen und fängt an zu klagen. „Oh je du arme!“ Ich schaue auf den Boden und entdecke ein 20 cm langes etwas. Ich frage: „Ist das eine Blindschleiche?“ Die Dame bejaht, klagt: „Niemand hat dir geholfen, sie ist ganz ausgedörrt. Jetzt ist sie tot.“

Blindschleiche oder Blatt?

In dem Moment, wo die Dame nach der Blindschleiche greift, erkenne ich weitere Objekte, ca. 20 cm lang die herumliegen. Und ich realisiere: Das sind Blätter von einem Baum. „Blindschleichen-Fehlalarm“, denke ich. Die Dame allerdings hält das Blatt noch immer für eine Blindschleiche. Und legt es ins Gras und setzt die Jammerorgie lautstark fort. Ich denke mir, „Also jetzt, da sie das Blatt in den Händen gehalten hat, muss sie es gemerkt haben.“ Aber dem ist nicht so.

Die Dame geht hinter mir, beklagt sich noch immer über Blindschleichen, die fehlende Hilfe von Menschen und findet alles ganz furchtbar. Ich realisiere, wie sehr ihr Verstand an dieser Wahrheit festhält und staune über die Fähigkeit, die Realität zu ignorieren. Ich mache mir Gedanken über die Täuschungen im Leben.

Die Täuschungen im Leben

Ich frage mich, wo ich selbst glaube Dinge zu sehen, ohne die Wirklichkeit zu entdecken. Wo halte ich eine Situation für etwas, sie gar nicht ist? Gibt es Menschen, denen mein Verstand eine Meinung aufdrückt? In den Tagen nach dem Abendspaziergang frage ich mich immer wieder „Was ist meine Blindschleiche?“

Unser Verstand reagiert aufgrund von Prägungen, Neigungen höchst subjektiv auf das wahrgenommene im Umfeld. So geben wir anderen Menschen einen Stempel, weil wir es für richtig halten. So zelebriert man einen Lebensstil, weil dieser der ultimative ist. Persönliche Macken werden zu lebenserhaltenden Mustern hochstilisiert. Ein Feindbild wird erschaffen und bekämpft, damit man im Leben etwas zu tun hat.

Blindschleiche oder Blatt?

Wenn wir einen Glaubenssatz oft denken und ihn nie hinterfragen, schleicht er über das Unbewusste in unser Leben. Und das ist Gift für all unsere Lebensbereiche. Ein Beispiel zur Beziehung von Robert Betz: Er spielte einmal in einem Vortrag eine Szene vor:

Der Mann wacht morgens auf, sieht seine Frau und denk sich: „Die kenn ich schon. Ich kenne sie ja seit 10 Jahren, immer das Gleiche. Und dann wundert er sich, warum sie ihn auf einmal verlässt. Er ist dann bemerkt er: Sie hat sich verändert.“

Das ist der Grund, warum viele Menschen unglücklich sind. Anstatt etwas Unbekanntes bewusst zu ergreifen, kleben wir ein mentales Etikett darauf. Ich sehe etwas und…zack…kenn ich schon. Es ist eine Blindschleiche.

Enttarne deine Blindschleiche

Natürlich ergibt es keinen Sinn, komplett alles ständig neu sehen zu wollen. Aber es ist äusserst hilfreich, wenn man sich ein paar Minuten Zeit nimmt, um Menschen, Situationen und Vorstellungen bewusst anzusehen.

Prüfe, ob du das was du siehst aus deiner Erinnerung, Glaubensmustern und Vorstellung entsteht.

Wenn du deine Blindschleichen erkennst, kannst du deine Meinung revidieren. Das ist echte Lebendigkeit.

  • Haben sich deine Freunde verändert?
  • Wie ist es mit Familienmitgliedern?
  • Betrachte die Art und Weise, etwas zu tun
  • Schau dir deine Arbeitskollegen an
  • Wie ist die Meinung von dir selber?

Prüfe regelmässig deine Wahrnehmung bezüglich dich und deiner Umwelt. Je mehr du deine Blindschleichen enttarnst, desto lebendiger wirst du sein.

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